Die Frau mit dem Zopf hat sich verabschiedet
Eva Güldenstein-Holzer wurde fast täglich von irgendwem auf ihren schönen Zopf angesprochen. Die Fotografie stammt von ihrem 83sten Geburtstag und wurde auf der Makutsi Safari Springs Farm in Südafrika aufgenommen.
Eva kam am 12. Mai 1941 in Wien zur Welt – mitten im Krieg. Schon als Zweijährige pflegte sie bei Fliegeralarm sich selbständig anzuziehen und in den Luftschutzkeller zu rennen.
Später, auf der Flucht, lebte sie etwa zwei Jahre lang mit ihrer Mutter auf dem Bauernhof von Freunden bei Admont in der Steiermark. Auf diesen Hof kehrte sie auch nach dem Krieg immer wieder zurück. Schon mit 16 traf sie dort Matthias Güldenstein, der ebenfalls auf diesem Hof seine Sommerferien verbrachte.
Nach der Matura studierte Eva an der Uni Wien Dolmetsch in Englisch und schloss als «Akademische Übersetzerin» ab. 1964 kam sie nach Basel und heiratete Matthias am 3. Juli 1964. Die kirchliche Trauung fand am 4. Juli in der Dorfkirche Riehen statt.
In den folgenden Jahren kamen die Töchter Barbara (1965), Gabriela (1967) und Angelika (1968) zur Welt. Eva war da hauptsächlich Hausfrau und Mutter, nahm sich aber trotzdem noch Zeit, für mehrere Verlage Bücher aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Sie war stets offen und an anderen Menschen interessiert. Ihre Herzenswärme berührte alle. Sei es als Gastgeberin für Besucher, als Lehrerin im Psi Zentrum oder als Ehefrau, Mutter, Pflegemutter und Oma, sie war immer für alle da und umsorgte sie liebevoll. Der regelmässige Besuch von Gesangsstunden und das Mitsingen in Chören waren ihr liebstes Hobby.
Beide, Eva und Matthias, fanden ihre spirituelle Heimat im Britischen Spiritualismus. Den Spiritualismus entdeckten sie über das Medium Gaye Muir am Arthur Findlay College in Stansted Mountfitchet, wo beide für viele Jahre als Kursteilnehmer und Übersetzer tätig waren. Viele der dort lehrenden Medien luden Sie auch in die von ihnen 1967 gegründete Parapsychologische Arbeitsgruppe Basel (heute Basler Psi-Verein) ein. Die Basler Psi-Tage (von 1982 bis 2006) waren ein Lieblingskind der beiden.
Als Mitglieder der International Spiritualist Federation (ISF) reisten beide an die verschiedensten Orte und fanden Freunde in aller Welt. Mit ihrer Reiselust steckte Eva Matthias an, und sogar nach einem ersten, zum Glück nur leichten Schlaganfall im Dezember 2023 waren die beiden dieses Jahr im April/Mai in Südafrika, Eva im Juni an einem Matura-Klassentreffen in Wien, im Juli beide für eine Woche mit einer Gruppe in Südengland und im August mit der ISF in Helsinki (Finnland). Die Familienreise nach Wien Anfang Oktober zur Feier der Diamantenen Hochzeit konnte Eva in vollen Zügen geniessen, nicht ahnend, dass die anschliessenden Tage auf dem Hof bei Admont ihre letzten sein sollten. Am 13. Oktober erlitt sie einen schweren Hirnschlag, von dem sie sich trotz sofortiger ärztlicher Hilfe und überwältigend vieler Heilgedanken aus aller Welt nicht mehr erholen konnte. Am 18. Oktober verstarb sie im Uni-Klinikum Graz.
Vielen erschien sie schon zu Lebzeiten als Engel – jetzt ist sie einer, und ihr Stern scheint aus der geistigen Welt heller, kraftvoller und liebevoller denn je.